„Warum habe ich nun 20% weniger als zuvor gewählt? Weil es fair und angemessen war!
Fabian Schünke
Wenn ich mein Gehalt selbst bestimmen könnte, dann ja dann.....So oder so ähnlich hat wahrscheinlich schon jeder einmal geträumt und in seiner Fantasie bereits in Luxusgüter investiert. Für mich ging dieser „Traum“ in Erfüllung (also das mit dem selbstgewählten Gehalt) - Das Ergebnis: 20% weniger als zuvor. Das Überraschende, es hat sich auch noch gut angefühlt.
Was bisher geschah:
Ist es nicht komisch, da rackert man sein halbes Leben ab, um endlich diesen einen Posten zu bekommen, endlich „seine“ Leute zu haben, um dann feststellen zu müssen, dass sich irgendwie kein überschwängliches Glücksgefühl einstellen will.
Gehen wir die Checkliste nochmal durch:
- Position erreicht - CHECK
- Chef sein - CHECK
- Macht - CHECK
- Firmenwagen - CHECK
- Gehalt - CHECK
- Miteinander für ein übergeordnetes Ziel arbeiten - FAIL
- Zufriedenheit / Glück / Erfüllung - FAIL
Jeder erfahrene Unternehmenslenker wird nun denken, „ja klar, von was träumt der denn auch? Das hätte ich Ihm vorher sagen können! Dafür bekommt er doch das angemessene Gehalt mit Schmerzensgeld-Anteil.“
Aber irgendwie wollte und konnte ich mich damit nicht abfinden. Und so kam das Unausweichliche - der Wechsel zu einer selbstorganisierten Organisation oder wie man heute dazu sagt NewWork. Garniert mit einem glaubwürdigen Eindruck, dass Alle an das Gleiche glauben und bereit sind dafür Alles zu geben.
Nachdem ich mich auch nach zwei Tagen Probearbeiten immer noch nicht davon abhalten lassen wollte zu dieser Gemeinschaft gehören zu wollen. Ging es also an die Aushandlung der verschiedenen Rahmenbedingungen - unter anderem das Gehalt.
Ich kannte die Gerüchte, Geschichten und Überlieferungen der durchaus ungewohnten Findung des Entgeltes bei V&S. Jeder legt es selbst fest! Dabei gibt es aber einige Spielregeln.
Spielregeln die aus meiner Sicht den Unterschied machen - Schritt I - V:
I) Man erhält die Gehaltsliste aller Kollegen. Inklusive einiger Eckdaten um die Erfahrung und den Beitrag für das Unternehmen besser einschätzen zu können
II) Die Kollegen werden gebeten sich zu zwei Fragen Gedanken zu machen:
a) Was sollte der neue Kollege mindestens bei uns verdienen / was ist mindestens angemessen für seine Ausbildung / Erfahrung / Beitrag für das Unternehmen?
b) ab welchem Gehalt sollte er unser Unternehmen besser verlassen / ab wann würde ich mich ungerecht behandelt fühlen? Die dadurch entstehende Punktewolke bekommt man im Anschluss ausgehändigt.
III) Die Übung II führt man für sich selbst durch
a) was will ich mindestens / darunter mache ich den Job nicht
b) bei welcher Angebotssumme von extern würde ich das Unternehmen wieder verlassen?
IV) Konsultation mit mindestens zwei Kollegen. Es werden die Gedanken, Bedenken, Überlegungen aber auch Gefühle geteilt.
V) E-Mail mit Entgeldsumme verfassen und absenden.
Warum habe ich nun 20% weniger als zuvor gewählt? Weil es fair und angemessen war!
Auch in allen anderen Bereichen werden Entscheidungen ohne Hierarchie und Macht gefällt - Kuschelkurs und Gänseblümchen? Fehlanzeige! In der Sache deutlich härter als ich es kenne, aber über den Menschen und die Person dahinter lässt niemand etwas kommen, dazu aber ein anderes Mal mehr......
Fabian Schünke ist Senior Consultant bei Vollmer & Scheffczyk GmbH und begeisterter Mountainbiker.
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Ardalan Ibrahim (Montag, 02 Oktober 2017 09:21)
Sehr anregend für mich, mal die Innenwahrnehmung / Beteiligtenwahrnehmung zu bekommen - Herzlichen Dank für diesen aufschlussreichen Beitrag! :)
Th. Burger (Sonntag, 08 Oktober 2017 06:36)
Vielen Dank für diesen kurzweiligen und sehr interessanten Blog. Was er v. a. macht ist Lust auf mehr, mehr zu erfahren über den Einstieg ins NewWork, die entstehenden Herausforderungen und darüber wie selbstorganisierte Teams funktionieren und ob hinter Zufriedenheit / Glück / Erfüllung bald ein "Check" steht...