„Solange ich Fleißbienchen sammle, kann ich nichts Sinnvolleres tun. Und so macht es auch in Unternehmen wenig Sinn, ein Ziel oder eine Kennzahl zu erfüllen, nur des Erfüllens wegen.“
Zurzeit sind wir mit unserem Buch „New Pay – Alternative Arbeits- und Entlohnungsmodelle“ ziemlich viel auf Achse. Auf den verschiedensten Veranstaltungen diskutieren wir mit Menschen darüber, was sie beim Thema Gehalt und Entlohnung bewegt. Ein Satz, den wir in diesen Diskussionen immer wieder hören, ist: „Leistung muss sich lohnen!“ Ein Satz, der sich in unser kollektives Bewusstsein eingebrannt hat und das Selbstverständnis unserer Wirtschaftsnation sehr gut zusammenfasst.
Interessant werden die Diskussionen, wenn wir versuchen, diesem Leistungsparadigma auf den Grund zu gehen. Wir fragen deshalb fast schon standardmäßig: Was bedeutet für Dich Leistung? Und woran machst Du fest, dass Du Leistung erbringst? Die Gesichter, in die wir dann blicken, sind dann zumeist recht irritiert und verdutzt. Denn obwohl wir als Gesellschaft vom Leistungsprinzip durchdrungen scheinen, haben sich die wenigstens darüber Gedanken gemacht, woran sich ihre konkrete Leistung festmacht.
Geprägt von der Gedankenwelt Taylors haben Unternehmen in den vergangenen Jahrzehnten Ziel- und Kennzahlensysteme ausgefeilt, in der Hoffnung, dadurch die Leistung der Mitarbeiter zu optimieren und ihren Erfolg zu sichern. Dieses Vorgehen sitzt mindestens zwei fatalen Denkfehlern auf. Erstens: Das, was uns in der Vergangenheit erfolgreich gemacht hat, ist kein Garant für unseren Erfolg in der Zukunft. Die Disruption, die aktuell einige Branchen erfasst hat, sollte der Startschuss für alle anderen sein, sich mit der eigenen Zukunftsfähigkeit zu beschäftigen. Der zweite fatale Fehler ist: Das, was ein Mensch, in einer Organisation zur Wertschöpfung beiträgt oder besser gesagt beitragen kann, ist so viel mehr als das, was sich mit Kennzahlen seines Arbeitsbereichs darstellen lässt.
Fatal sind diese Denkfehler deshalb, weil sie den Fokus falsch setzen. Sie verstellen den Blick – und das im wortwörtlichen Sinne. Denn, die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens ist komplex und spiegelt sich nicht im Erreichen oder Übertreffen einzelner Kennzahlen wider. Die Leistung eines Unternehmens ist das Ergebnis aus dem Zusammenwirken von genutzten Ressourcen, Kompetenzen und Beziehungen. Wenn wir die Leistungsfähigkeit stärken wollen, müssen wir unseren Blick auf das Zusammenwirken dieser Faktoren richten. Und so führt ein „mehr“ und „besser“ in einem Bereich nicht automatisch zu „effektiveren“ oder „wirksameren“ Lösungen. Schon in der Schule ist es wenig sinnvoll, wenn Kinder, um Fleißbienchen zu sammeln, Aufgaben erledigen, die sie bereits aus dem EffEff können. Denn solange ich Fleißbienchen sammle, kann ich nichts Sinnvolleres tun. Und so macht es auch in Unternehmen wenig Sinn, ein Ziel oder eine Kennzahl zu erfüllen, nur des Erfüllens wegen. Vielmehr sollten wir Antworten auf die Frage finden, wie wir unsere Wirksamkeit im Unternehmen erhöhen können – und zum langfristigen Gesamtergebnis im besten Sinn beitragen können. Ganz im Sinne: Goodbye Fleißbienchen, hello Wertschöpfer!
Sven Franke & Nadine Nobile sind Gründer von CO:X. Sie gehen als Prozess- und Organisationsbegleiter verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven in Unternehmen nach. Immer mit dem Ziel den eigenen Horizont zu erweitern und Impulse weiterzugeben und Entwicklung anzuregen.
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