„Ob vorher oder nachher - bezahlen muss man immer.“
Unbekannt
Finanzangelegenheiten sind ja immer ein bisschen heikel. Liegt eine Rechnung vor, sind die meisten Menschen bedacht die Zahlung möglichst zügig anzuweisen. Denn flattert erst mal die erste Mahnung ins Haus, sehen viele bereits den Gerichtsvollzieher vor dem inneren Auge anmarschieren. Auch an der Supermarktkasse bezahlen wir unsere Rechnung sofort und ohne Murren. Und im Restaurant oder beim Friseur zeigen wir uns dazu noch gerne großzügig und bezahlen neben der Rechnung auch gleich noch ein Trinkgeld. Damit bedanken wir uns für die Dienstleistung und zeigen gleichzeitig, dass wir uns den Service auch leisten können.
Doch wenn Unternehmen mit Unternehmen Geschäfte machen, ist es um die Zahlungsmoral oft ganz anderes bestellt. Besonders bei größeren Organisationen. Nun sind wir in der wunderbaren Situation, dass wir zu allen unseren Ansprechpartnern in Unternehmen ein partnerschaftliches Verhältnis pflegen. Für unsere Aufträge machen wir nur in den seltensten Fällen Verträge. Hier zählt für uns die alte Kaufmannsregel: ein Handschlag gilt. Doch welche Abgründe sich gerade in Großunternehmen auftun können, wenn es um Geschäftsbeziehungen geht, wurde uns erst vor kurzem wieder vor Augen geführt. Wir hatten nach einem Impulsvortrag bei einem Kunden unsere Rechnung gestellt.
Die Wochen vergingen, doch auf unserem Konto konnten wir keinen entsprechenden Zahlungseingang feststellen. Nach fünf Wochen hakten wir nach. Unser Ansprechpartner berichtete uns etwas peinlich berührt, dass sie ein Zahlungsziel von 45 Tagen hätten und wir deshalb erst nach sechs Wochen mit einem Zahlungseingang rechnen sollten.
45 Tage? Also das ist neuer Rekord. Und da fragten wir uns spontan, würde dieses Unternehmen auch die eigenen Mitarbeiter 45 Tage später bezahlen, wenn sie dürften? Welche Arbeitsleistung würden sie dann noch erwarten?
Für uns spiegelt sich in einer solchen Zahlungsmoral eines wieder. Hier übt einer seine vermeintliche Macht aus. „Du willst Geschäfte mit uns machen? Dann nur zu unseren Konditionen!“ Das erinnert uns ein bisschen an eine Wildwest-Manier: der Stärkere dominiert den Schwächeren. Eine Haltung, die weder eine vertrauensvolle Basis schafft, noch die Lust auf einen weiteren Auftrag macht. Wer in dieser Haltung Geschäfte betreibt, verschenkt das Potential einer kooperativen Geschäftsbeziehung. Und das ist in Zeiten, in denen andere Unternehmen gemeinsam mit ihren Kunden, Mitarbeitern und Dienstleistern Innovationen kooperativ und ko-kreativ entwickeln, ein echter Wettbewerbsnachteil.
Dass es auch anders geht, zeigt beispielsweise einer unserer Lieblingskunden. Eine mittelgroße Bank aus Bayern. Hier erreicht uns der Rechnungsbetrag bereits drei bis vier Tage nach dem Versand unserer Rechnung. Da freuen wir uns nicht nur über die Zahlung auf dem Konto, sondern vor allem auch über die wertschätzende Haltung gegenüber unserer Leistung.
Welches Zahlungsziel muten Sie Ihren Dienstleistern zu?
Dieser Beitrag ist in der April-Ausgabe des Wirtschaftsmagazin Standort 38 im Rahmen unserer monatlichen Kolumne erschienen.
Sven Franke & Nadine Nobile sind Gründer von CO:X. Sie gehen als Prozess- und Organisationsbegleiter verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven in Unternehmen nach. Immer mit dem Ziel den eigenen Horizont zu erweitern und Impulse weiterzugeben und Entwicklung anzuregen.
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