„Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld weil ich gute Löhne zahle.“
Robert Bosch
„Ja ist denn heut schon Weihnachten?“ Dieses Zitat von Franz Beckenbauer aus einem Werbespot steht symptomatisch für eine Zeit, in der sich unser Leben zunehmend zu verdichten scheint. Gerade noch stöhnen wir über einen der trockensten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und schwuppdiwupp ist auch schon Weihnachten. Wo ist nur die Zeit geblieben? Diese Frage stellen sich auch immer mehr Unternehmensinhaber mit Blick auf ihr Alter und ihre verbleibende Zeit im eigenen Unternehmen.
Verbände und Kammern mahnen immer wieder: kümmern Sie sich frühzeitig um die Nachfolge Ihres Unternehmens. Das heißt konkret, fünf bis zehn Jahre im Vorhinein. Doch dieser Zeithorizont erscheint uns unendlich lang für die Anbahnung einer Geschäftsübergabe. Gleichzeitig fühlen sich die meisten Unternehmer ihrer Firma und ihren Mitarbeitern so verbunden, dass der bloße Gedanke an einen Unternehmensverkauf zu sehr schmerzt oder zumindest starkes Unbehagen auslöst. Also, was könnten Alternativen sein. In unserem Umfeld zeigen sich aktuell zwei spannende Lösungen.
Da ist zum einen die elobau GmbH. Das Unternehmen produziert im Allgäu mit rund 950 Mitarbeitern Sensortechnik und vertreibt diese weltweit. Bereits vor zwei Jahren gründete der Eigentümer zwei Stiftungen, auf die die Unternehmens- und Stimmrechtsanteile verteilt wurden. Ziel ist es, die Unabhängigkeit des Unternehmens langfristig zu sichern. Gleichzeitig eröffnet die Stiftungsstruktur dem Unternehmen die Möglichkeit, sich aktiv im gemeinnützigen Bereich einzubringen und damit das gesellschaftliche Verantwortungsbewusstsein, das im Unternehmen seit jeher gelebt wird, zu verstärken. So produziert elobau beispielweise seit Jahren klimaneutral und veröffentlichte als eines der ersten Unternehmen in Deutschland eine Gemeinwohl-Bilanz.
Die zweite Lösung, die wir überaus spannend für mittelständische Firmen finden, baut auf dem Genossenschaftsmodell auf. Diesen Weg beschreitet aktuell die iteratec GmbH, eine europaweit tätige IT-Beratung mit 300 Beschäftigten, die Unternehmen wie Daimler und BMW zu ihren Kunden zählt. Das Unternehmen brennt für Exzellenz und Innovation. Und so stehen für die Geschäftsführer stets die Mitarbeitenden und ihre Kompetenzen im Mittelpunkt ihres Handelns.
„Dienende Führung“ nennen sie das und so war der Schritt hin zu einem Modell, das die Mitarbeitenden einbezieht nur folgerichtig. Also gründeten die Geschäftsführer gemeinsam mit ihren Mitarbeiten eine Genossenschaft. Ihr verkaufen die Inhaber in zwei Tranchen ihre Anteile. Los geht es Anfang 2019. Mit dieser Lösung wird der Bestand des Unternehmens gesichert und gleichzeitig werden aus Mitarbeitenden Mitunternehmer.
Beide Lösungen sind geprägt von einer starken Verbundenheit der Inhaber zum Unternehmen und dem Wunsch nach einer Lösung, die einen Mehrwert stiftet. Wir sind uns sicher, dass ihrem Vorbild viele weitere Unternehmen folgen werden. Welches Modell könnten Sie sich für Ihre Unternehmensnachfolge vorstellen?
Nadine Nobile ist Gründerin von CO:X. Sie unterstützt Menschen in Unternehmen als Prozessbegleiterin und Coach. „Potentiale erkennen und Entfaltung ermöglichen“, das ist dabei ihr Leitsatz.
Sven Franke ist Organisationsbegleiter und Speaker. „Experimente wagen und Neuland erkunden“, ist seine Maxime. Er initiierte das Projekt AUGENHÖHE und wurde 2017 von Xing als New Worker des Jahres ausgezeichnet.
Dieser Beitrag ist in der Dezember-Ausgabe des Wirtschaftsmagazin Standort 38 im Rahmen unserer monatlichen Kolumne erschienen.
Sven Franke & Nadine Nobile sind Gründer von CO:X. Sie gehen als Prozess- und Organisationsbegleiter verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven in Unternehmen nach. Immer mit dem Ziel den eigenen Horizont zu erweitern und Impulse weiterzugeben und Entwicklung anzuregen.
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