"Das Ziel eines Konflikts oder einer Auseinandersetzung soll
nicht der Sieg, sondern der Fortschritt sein.''
Joseph Joubert
Dieser Gedanken kommt uns immer wieder, wenn wir mit Teams arbeiten. Nun ist es nicht so, dass wir Hahnenkämpfe anzetteln oder veranstalten wollen. Und dennoch erleben wir immer wieder, dass es in Unternehmen eine Vielzahl von Konflikten gibt, die unbearbeitet und ungelöst unter einem dicken, schweren Perserteppich vor sich hin garen.
Zu hören bekommen wir dann: „Das Fass mach‘ ich nicht auf“– oder in einer fatalistischen Variante: „Das bringt doch eh nichts“. Was jedoch wirklich nichts bringt, ist, Konflikte unbearbeitet zu lassen. Denn bei der Energie, die durch Konflikte entsteht, verhält es sich ähnlich wie in der Thermodynamik. Die Energie bleibt in geschlossenen Systemen stets erhalten. Kühlt der Konflikt auf der Oberfläche ab, löst er sich nicht auf, sondern manifestiert sich unter der Oberfläche in Widerständen. Kommt neuer Zündstoff, was bei regelmäßiger Zusammenarbeit nicht ausbleibt, wird dem „Fass“ noch mehr Energie zugeführt, und der Druck wie auch die Widerstände steigen.
Was wir dann oft beobachten ist, dass es in den Unternehmen auf der Oberfläche ständig zu Auseinandersetzungen über Sachthemen kommt. Positionen scheinen unvereinbar, Differenzen unüberbrückbar. Die Ursache dafür liegt jedoch nicht in den unterschiedlichen Positionen selbst, sondern in den unbearbeiteten Konflikten, die sich über neue Sachthemen immer wieder ihren Weg an die Oberfläche suchen.Doch wie kommt man aus diesem Teufelskreis raus?
Zum einen gilt es, Bewusstsein für die Konfliktsituation zu schaffen. Und es gilt, sich bewusst zu werden, dass unbearbeitete Konflikte niemandem dienen. Ganz im Gegenteil: sie kosten Zeit, Geld und Nerven. Und es braucht Zeit, eine gemeinsame Neuausrichtung vorzunehmen – hin zum gemeinsamen Ziel. Dabei kann es auch durchaus dazu kommen, dass sich erstmal Kränkungen oder Verletzungen in einem Wortgefecht entladen. Und auch wenn das für viele ungewohnt und irritierend ist, zeigt es nur auf, dass wir Menschen aus Fleisch und Blut mit Emotionen und Bedürfnissen sind. Diese emotionalen Aspekte außen vor lassen zu wollen, ist weder zielführend noch möglich.
Wenn es dann also mal an einer Stelle knallt, dann bedeutet das nur, dass sich der Druck einen Weg gebahnt hat. Richtig gelenkt, kann das ein wichtiger Schritt sein, um wieder arbeitsfähig zu werden. Das gelingt nicht immer gleich gut, das wissen wir aus eigener Erfahrung. Dann heißt es dran bleiben, das Gespräch suchen und sich dem Ziel verschreiben, Lösungen zu finden. Denn durch Wegducken und Stillhalten hat sich noch kein Konflikt in Wohlgefallen aufgelöst.
Welche ungelösten Streitigkeiten sorgen in Ihrem Umfeld für Widerstände? Was könnte aus Ihrer Sicht ein erster Schritt zur Lösung sein? Und welchen Beitrag können Sie dabei leisten?
Dieser Beitrag ist in der August-Ausgabe des Wirtschaftsmagazin Standort 38 im Rahmen unserer monatlichen Kolumne erschienen.
Sven Franke & Nadine Nobile sind Gründer von CO:X. Sie gehen als Prozess- und Organisationsbegleiter verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven in Unternehmen nach. Immer mit dem Ziel den eigenen Horizont zu erweitern und Impulse weiterzugeben und Entwicklung anzuregen.
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