"Know the rules well, so you can break them effectively“
Dalai Lama
In diesen dynamischen Zeiten wird immer wieder auf die Bedeutsamkeit der Unternehmenskultur verwiesen. Und ja, Kultur spielt eine herausragende Rolle, wenn eine Neuausrichtung notwendig wird. Doch sie kann nicht verordnet werden. Und dennoch treffen wir regelmäßig auf Firmen, die den kulturellen Wandel planen wie den Aufbau einer Maschinenanlage.
Für uns ist es immer wieder spannend, neue Unternehmen kennenzulernen. Jede Organisation ist einzigartig; keine gleicht der anderen. Bereits beim Ankommen zeigen sich bedeutsame Unterschiede .Wie werden wir in Empfang genommen? Erhalten wir nüchtern einen Besucherausweis ausgehändigt? Oder werden wir mit einem herzlichen Lächeln begrüßt und bekommen direkt einen Kaffee angeboten? „Kultur isst Strategie zum Frühstück“, stellte bereits der 2005 verstorbene Managementpionier Peter Drucker fest. Will heißen, die Pläne zur Geschäftsentwicklung können noch so ausgefeilt sein, am Ende entscheidet die Kultur, was herauskommt. Einer unserer Dienstleister pries in einem Mailing an: „Sie erhalten von uns den besten Service“.
Doch als wir eine Lieferung reklamierten, wurde klar, unser Kundenberater kann nichts selbst entscheiden. Also erlebten wir keinen exzellenten Service, sondern den begrenzten Handlungsspielraum unseres Ansprechpartners. Für uns ein Hinweis auf ein Unternehmen, das dem Prinzip folgt, „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.
Welchen Regeln folgt Ihr Unternehmen? Welches Verhalten wird belohnt? Welches abgestraft? Wie wird mit Konflikten umgegangen? Werden sie unter den Teppich gekehrt oder konstruktiv gelöst?
Und wie sieht es mit der Entscheidungsfindung aus? Erfolgt sie mutig und zielgerichtet? Oder wird langwierig nach Verantwortlichen gesucht?
Mit diesen wenigen Fragen können Sie der Kultur Ihres Unternehmens bereits auf die Spur kommen. Denn sie sind zentral für die kollektive Leistungserbringung. Und indem Sie die jeweiligen Antworten auf wiederkehrende Muster untersuchen, legen Sie die herrschenden Prinzipien offen. Da helfen weder professionell produzierte Werte-Kalender noch akribisch gepflegte Führungsordner weiter. Vielmehr verhält es sich mit der Kultur wie mit einem Fußabdruck. Erfahrene Fährtenleser erkennen schnell, welcher Art eine Organisation angehört. Und sie erkennen, ob es jung und dynamisch, reif und erfahren oder alt und müde ist. Sie beleuchten die Routen, die ein Unternehmen wählt. Geht es neugierig und hellwach neue Wege? Oder verlässt es sich lieber auf ausgetretene Pfade? Ein guter Fährtenleser erkennt ebenfalls, wo es hinkt und kann Hinweise geben, wo die Organisation als erstes hinschauen sollte, um eine Blockade oder ein Hindernis zu überwinden. Denn nicht immer zeigt sich der Schmerz dort, wo auch die Ursache für ein Symptom liegt. Doch die gilt es zu identifizieren, wenn die Weiterentwicklung der Organisation im Blickpunkt steht.
Wie tickt eigentlich Ihr Unternehmen?
Dieser Beitrag ist in der Mai-Ausgabe des Wirtschaftsmagazin Standort38 im Rahmen unserer monatlichen Kolumne erschienen.
Sven Franke & Nadine Nobile sind Gründer von CO:X. Sie gehen als Prozess- und Organisationsbegleiter verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven in Unternehmen nach. Immer mit dem Ziel den eigenen Horizont zu erweitern und Impulse weiterzugeben und Entwicklung anzuregen.
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