„Wenn ich bei "Wünsch-Dir-Was" wäre, würde ich mir wünschen, dass die zukünftige Regierung die Steuergelder nicht per Gießkannenprinzip verteilt, sondern diesen finanziellen Spielraum nutzt, um grundlegende Reformen einzuleiten und Deutschland zukunftsfähig zu machen."
Marzena Gniep
Egal ob im Austausch in den sozialen Medien oder in der realen Welt, z.B. zuletzt bei der HRMachtNextAct Veranstaltung in Köln am 18.09.17, begegne ich immer wieder der Frage: „Was sagt denn die jüngere Generation zu…?“ Sicherlich kann ich nicht stellvertretend für eine ganze Generation sprechen. Für Einblicke in die Gedankengänge eines Individuums der Generation Y sorge ich aber gerne.
Was sagt denn die jüngere Generation zu #NewPay?
Blickt man auf die sehr häufig verwendeten Begriffe der vergangenen 10 Jahre zurück, so würde ich bei Bingo mit folgenden Begriffen sicherlich schnell gewinnen: Finanzkrise, Eurokrise, Bankenkrise, Demografie, Digitalisierung, VUCA-Welt, Industrie4.0, Globalisierung, ...
Trotz hoher Exportüberschüsse, sprudelnder Steuereinnahmen und dem Allzeittief der Arbeitslosigkeit ist in Deutschland jedoch leider keine Euphorie zu verspüren. Vielmehr ist man als gut ausgebildeter junger Erwachsener froh, wenn einem folgende Gedanken NICHT in den Sinn kommen, sobald man sich mit dem Ernst des Lebens beschäftigt:
- Niedrigzinsen, Run auf Immobilien, Immobilienpreise steigen schneller als der eigene Pfennig wuchern kann – beste Voraussetzungen für eine Eigenheimfinanzierung.
- Gesetzlicher Anspruch auf einen Kita-Platz hin oder her – die Kinderbetreuungssituation in Deutschland deckt immer noch nicht ansatzweise den Bedarf, sodass es immer noch einer
Meisterleistung gleicht, wenn ambitionierte Eltern Karriere und Familie unter einen Hut bringen möchten.
- Fehlendes Pflegepersonal aufgrund miserabler Arbeitskonditionen und fehlende soziale Infrastruktur – man kann nur hoffen, dass die eigenen Eltern so spät wie möglich pflegebedürftig werden
oder man bis dahin gelernt hat, zu heilen.
- Senkung des Renteneintrittsalters für meine Generation? Es reicht, wenn unsere Eltern in den Genuss gekommen sind. Wer weiß, vielleicht wird sich bis dahin ein „agiler“ Renteneintritt durchsetzen. Diejenigen, die sich eigenständig und rechtzeitig um den Aufbau der zweiten und dritten Rentensäule gekümmert haben werden, werden auch im Wunschalter in die Rente gehen können. Die anderen müssen sich mit einer Altersarmut 6.0 zufriedengeben.
- Das Finanzsystem wird womöglich bis zu meinem Renteneintritt drei Mal kollabiert sein, sodass es sich gar nicht lohnt, Dagobert Duck nachzuahmen.
Kein Wunder, dass sich Generation Y lieber mit dem Sinn des Lebens, Reisen und der bestmöglichen Freizeitgestaltung beschäftigen möchte. Und damit die Schwarzmalerei nicht zur Realität wird, würde ich anstatt Bingo lieber „Wünsch-Dir-was“ spielen.
Wenn ich bei "Wünsch-Dir-Was" wäre…
… würde ich mir wünschen, dass die zukünftige Regierung die Steuergelder nicht per Gießkannenprinzip verteilt, sondern diesen finanziellen Spielraum nutzt, um grundlegende Reformen einzuleiten und Deutschland zukunftsfähig zu machen.
…würde ich mir einen deutschlandweiten Fonds wünschen, der steuerlich begünstigt wird und an dem sich so viele Unternehmen wie möglich beteiligen: eine Initiierung der Deutschland
AG&GmbH&CoKG, getreu dem Motto: ich bau mir die Welt, wie sie mir gefällt, mit dem Pilotprojekt in Deutschland.
Quasi ein Cafeteria-Prinzip, das weiter geht und an dem Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen aktiv daran beteiligt wären, den MitarbeiterInnen je nach Lebenssituation eine Auswahl an
tatsächlich real existierenden Nebenleistungen anzubieten: sei es die Kinderbetreuung, die bei Kindern Kreativität weckt, Schulen bzw. Kurse, bei denen eine Programmiersprache zu den Basics
gehört und nicht nur Kinder sondern Erwachsene am Unterricht teilnehmen können oder Altersheime für die Pflege der Eltern bzw. die eigene Pflege.
Ich als Mitarbeiterin hätte die Entscheidungsfreiheit, welchen Anteil des Gehalts (vor Steuern!) ich in wie viele unterschiedliche Optionen investiere (und mich gerne auch selbst engagiere) und könnte damit einen Nutzungsanspruch erwerben. Je mehr Unternehmen und Organisationen mit im Boot wären, desto höher das Investitionsvolumen und desto flächendeckender und flexibler die Ausgestaltung. Dies wäre für mich ein nachhaltiger Beitrag zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschlands und Corporate Social Responsibility auf höchstem Niveau.
Aber leider sind wir nicht bei "Wünsch-Dir-Was".
Marzena Gniep absolviert ein Traineeprogramm im Personalbereich bei der Bosch Thermotechnik GmbH und möchte in Zukunft die Rolle von HR sowie die digitale Transformation mitgestalten. Sie hat eine große Leidenschaft für die neuesten HR und Business Trends wie z.B. New Work, Digitalisierung, Agilität, Big Data.
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